Monitoring und Evaluation in der nachhaltigen integrierten Mobilitätsplanung 

Fehler machen alle! Mit Misserfolgen erfolgreich sein

Monitoring und Evaluation setzen eine Planungskultur voraus, die sich auch zu Misserfolgen und Fehlern bekennt und deren Ursachen systematisch analysiert, um sie künftig leichter vermeiden zu können. Auch kann eine verbesserte Kommunikation zwischen Politik, Wirtschaft, Öffentlichkeit und Verwaltung sowie intern untereinander erreicht werden. 

Ein transparentes Monitoring und Evaluationsverfahren trägt dazu bei, dass weitere Prinzipien der nachhaltigen integrierten Planung, insbesondere die Beteiligung und die institutionelle Zusammenarbeit, verbessert umgesetzt werden können. 

Kommunikation von (Miss-)Erfolgen: (Teil-)Erfolge können öffentlich kommuniziert werden und als Argument für weitere geplante Schritte in der nachhaltigen Mobilitätsplanung hilfreich sein. Werden zudem die Ergebnisse transparent öffentlich gemacht, kann dies bei der Bevölkerung für mehr Verständnis für Entscheidungen, beispielsweise bei öffentlichen Ausgaben, sorgen. Weiterhin kann eine ehrliche Kommunikation mitsamt dem Aufführen von Misserfolgen eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Verwaltung, Politik und Öffentlichkeit schaffen, in der Fehler akzeptiert und weniger durch Ablehnung aller Planungen sanktioniert werden.

Lerneffekt: Misserfolge und Fehlschläge können intern in der Verwaltung aber auch in der Politik als Lerneffekt verbucht werden, bei dem Vorhaben, die Kommune bzw. Landkreis für die Zukunft nachhaltig zu gestalten. Mobilität und Verkehr sind komplexe Themen, deren Veränderung meist ebenso komplex, aufwendig und zeitintensiv ist.

Korrekturbedarf ermitteln: Durch die Ergebnisse von Monitoring und Evaluation kann ein notwendiger Eingriff in die bisherige Planung festgestellt werden.

Objektive Grundlage: Mit Monitoring und Evaluation lässt sich eine objektive Grundlage für weitere Arbeitsschritte im Planungsprozess erarbeiten.

Entscheidungshilfe: Gleichzeitig dienen die Ergebnisse der Evaluation und des Monitorings als Entscheidungshilfe in Abwägungsprozessen bei Politik und Verwaltung.

Versachlichung von Diskussionen: Zahlen und Fakten zum Status Quo und der Entwicklung helfen, Diskussionen über die im Nachhaltigen integrierten Mobilitätsplan aufgestellten Ziele und Maßnahmen zu versachlichen.

Wirkung, Prozess und Maßnahmen im Fokus von Monitoring und Evaluation 

Monitoring im Planungsprozess eines nachhaltigen integrierten Mobilitätsplans ist die systematische Datensammlung von festgelegten Wirkungs- und Prozessindikatoren. Sie erfassen den Fortschritt der Maßnahmenumsetzung und der Verwirklichung von Zielen. 

Evaluation ist die systematische und objektive Bewertung eines laufenden oder abgeschlossenen Plans bzw. Planungsprozesses, seiner Vorbereitung, Umsetzung und Ergebnisse. Ziel der Evaluation ist die Feststellung der Bedeutung und Erfüllung festgelegter Grundsätze und Ziele. 

Beispiel eines Ziel-Indikatoren-Systems (eigene Darstellung).

Beispiel für ein Ziel-Indikatoren-System aus dem Frankfurter Masterplan Mobilität. (eigene Darstellung nach Stadt Frankfurt)

Die Analyse der Wirkung eines nachhaltigen integrierten Mobilitätsplans zielt darauf ab, die Auswirkung der aufgestellten Maßnahmen(-pakete) im Hinblick auf die Erreichung von bestimmten im Mobilitätsplan festgelegten Zielen zu überprüfen. Die im Plan aufgestellten Ziele sind somit der Maßstab zur Beurteilung der Umsetzung des nachhaltigen Mobilitätsplans mitsamt dessen Maßnahmen.  

Ein Monitoring des Planungsprozesses bzw. eine Prozessevaluation untersucht den Erstellungs- oder Umsetzungsprozesses eines Mobilitätsplans. Während der Erstellungsphase und nach der Umsetzung des nachhaltigen integrierten Mobilitätsplans kann mithilfe einer begleitenden Prozessanalyse beispielsweise geprüft werden, ob die Beteiligungsverfahren die gesteckten Ziele, wie etwa die Einbeziehung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, erreichen bzw. erreicht haben. Monitoring und Evaluation von Prozeesen können auch dazu beitragen, die Ursachen von Verzögerungen zu identifizieren. um prozessbedingte Hindernisse und Schwierigkeiten während der Planungs- und Umsetzungsphase und darüber hinaus möglichst zu minimieren. Beispielsweise können öffentliche Widerstände bei der Umsetzung von Verkehrsversuchen ermittelt und anschließend Konflikte durch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und einem hinreichenden Beteiligungsprozess gelöst werden. 

Ein Monitoring aller Maßnahmen(-bündel) und der Zielsetzungen ist in regelmäßigen Abständen bis zu ihrer Fertigstellung empfehlenswert. Es ist hilfreich, stets den anvisierten Zeitplan für die Umsetzung der Maßnahmen zu kontrollieren. Zudem sollte für eine hinreichende Kosten-Nutzen-Analyse der Aufwand der Umsetzung und die Umsetzungskosten bei der Planung berücksichtigt werden. Für die Planung und Umsetzung der Maßnahmen fallen Kosten an, die einzukalkulieren sind. Der aufgestellte Kostenplan sollte im Rahmen des Monitorings überprüft werden. Eine Maßnahmenevaluation findet während der Umsetzung des nachhaltigen integrierten Mobilitätsplans nach Fertigstellung einer Maßnahme statt. 

Anleitung zu Monitoring und Evaluation im Planungsprozess eine nachhaltigen integrierten Mobilitätsplans (eigene Darstellung)

Daten und wo sie zu finden sind

Daten sind ein wichtiges Gut für das Monitoring und die Evaluation von Mobilitätsplänen. In manchen Fällen liegen bereits Daten in den einzelnen Fachbereichen bzw. Abteilungen oder Ämtern vor.  Darüber hinaus sind viele Daten öffentlich zugänglich. Untenstehend finden Sie einige ausgewählte verfügbare Datenquellen zur Analyse und Bewertung der Mobilitätsplanung.  

Bereiche Datenquellen Beispiele
Mobilitätsdaten Mobilität in Deutschland – MiD (auch Regionalbericht Hessen)
  • Modal Split
  • Mobilitätsdaten nach Alter und Geschlecht
Verkehrsdaten MiD, Mobilithek, KBA, Bundesnetzagentur,
Statistisches Landesamt Hessen,
Raddaten-Hessen, Geoportal Hessen
  • Verkehrsleistung / Verkehrsstaus / Zulassungszahlen
  • Neuzulassungen elektrobetriebene Fahrzeuge / Radverkehrszahlen
  • Parkplätze / Ladezonen und Ladestation / Straßenverkehrsunfälle
  • Verkehrsnetze
Strukturdaten Berichte des Statistischen Landesamtes Hessen
  • Bevölkerungszahlen und -prognosen
  • Altersstruktur
  • Sozioökonomische Daten
  • Verkehrsflächenanteil
Klima | Umwelt | Gesundheit Geoportal Hessen, Lärmviewer Hessen
  • Lärmkartierung für Flug-, Schienen- und Straßenlärm / Verkehrsetze

Tabelle: Frei verfügbare Datenquellen für Hessens Mobilitätsplanung (eigene Darstellung)

Weitere Informationen

Ein Muster für eine Struktur und Inhalt eines Monitoring- und Evaluationsplans oder -konzepts für nachhaltige integrierte Mobilitätspläne finden
Sie unter:
Bewertung von Verkehrsmaßnahmen und Verkehrsplanungsprozessen. Handbuch.
Hg. v. European Plattform on Sustainable Urban Mobility Plans, S. 22.
(Gühnemann, A., 2016)

Weitere Arbeitshilfen zum Thema finden Sie auf der Webseite des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr
unter
www.nachhaltig-mobil-planen.de 

Kontakt

Alexander Haertel
Projektmanager Nachhaltige Mobilitätsplanung